Was macht ein:e Journalist:in?

Er zählt wohl zu den vielseitigsten, spannendsten, aber auch unsichersten Berufsfeldern: Der Journalismus. Immer mehr junge Menschen wollen “irgendwas mit Medien” machen, der Andrang und die Konkurrenz ist besonders in Österreich groß. Bevor du diesen Berufsweg einschlägst, solltest du dich also kundig machen, wie Journalisten überhaupt arbeiten und welchen Herausforderungen du dich stellen musst.

Was macht ein:e Journalist:in?

Was macht ein:e Journalist:in … im klassischen Sinne?

Journalisten gelten als die inoffizielle “vierte Gewalt” innerhalb einer Demokratie - neben den Staatsgewalten: Exekutive, Judikative und Legislative.

Zu den Hauptaufgaben der Journalisten zählt daher, Machthabern in Politik und Wirtschaft mit ihren Recherchen kritisch auf die Finger zu schauen und die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Mit ihrer Wortgewandtheit und ihrer Gabe, Komplexes einfach zu erklären, bereiten sie Informationen für die Gesellschaft verständlich und unterhaltsam auf.

Zu den Aufgaben von Journalisten im klassischen Sinne gehören daher:

  • Recherchieren und Analysieren von Hintergrundinformationen
  • Interviews mit Experten und Protagonisten
  • Schreiben von Artikeln wie Nachrichten, Meldungen, Reportagen, Features oder Porträts
  • Texten und Einsprechen von Beiträgen für Radio oder Fernsehen
  • Korrigieren und Lektorieren der Inhalte Mitarbeitender

Welche (persönlichen) Kompetenzen solltest du für den Berufseinstieg mitbringen?

Auch wenn sich das Berufsbild des Journalismus grundsätzlich verändert hat, gibt es gewisse Kernkompetenzen und Talente, die du besitzen solltest, falls du ein:e gute*r Journalist:in werden willst. Dazu zählen:

  • Ausgezeichnete Sprachbegabung in Schrift und Wort
  • Sicherheit in Grammatik und Rechtschreibung
  • Ein kreativer und lebendiger Schreibstil
  • Hohe Belastbarkeit, Stressresilienz
  • Ein breit gefächertes Allgemeinwissen
  • Begabung zur Recherche und Analyse
  • Gute Networking-Fähigkeiten
  • Ideenreichtum und Schöpfergeist
  • Empathie und Einfühlungsvermögen
  • Durchsetzungsvermögen und Hartnäckigkeit

Was macht ein:e Journalist:in … heute anders?

Journalismus erfüllt heute nicht mehr dieselben Funktionen wie noch vor einem Jahrzehnt. Das liegt vor allem an der Digitalisierung.

Klassische Print-Journalisten fungierten einst noch als sogenannte Gatekeeper - also Schleusenwärter:innen, die nur von ihnen selektierte Informationen über ein Medium an die Öffentlichkeit tragen. Das bedeutete früher eine große Verantwortung - Journalisten gestalten das mit, was wir als Realität wahrnehmen.

Heutzutage kann jede*r selbständig eine Suchmaschine verwenden, recherchieren und zum Beispiel in Form von Blogbeiträgen auf Social-Media-Plattformen, selbst zum Gatekeeper werden. Auch die Zeitung oder die Zeitschrift als physisches Medium befindet sich auf dem absteigenden Ast. Immer weniger Leute greifen im Kiosk zum Tagesblatt und informieren sich lieber über das Internet. Für den Journalismus gilt daher dasselbe wie für viele andere Medien:

Die Branche muss sich dem Zeitgeist anpassen.

Daraus sind bereits einige neue Formen des Journalismus entstanden. Wir stellen euch einige davon vor.


Neue Formen des Journalismus

Online-Redakteur:in

Der Online-Journalismus unterscheidet sich von den Print-Medien im Wesentlichen darin, dass er schnelllebiger ist. Galt früher noch der Redaktionsschluss am Abend vor dem Druck, sind es heute Sekunden, die über die Aktualität einer Nachricht entscheiden können.

Innerhalb kürzester Zeit kann eine Meldung bereits “out of date” sein. Redakteure im Newsroom müssen Neuigkeiten daher blitzschnell für die Zielgruppe aufbereiten. Dass die Aufmerksamkeit der Menschen im Internet wesentlich kürzer und flüchtiger ist als derer, die sich am Sonntagmorgen gemütlich ihrer Zeitung widmen, verändert die Arbeitsweise von Redakteuren maßgeblich. Sie sind geschult darin, ihre Inhalte “kurz und knackig”, quasi in Häppchenform, zu servieren.

Online-Journalisten können außerdem Überschriften und Lead-Texte gestalten, die aus der Menge herausstechen und zum Anklicken ködern - was man gemeinhin als “Clickbait” bezeichnet.

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Digital Storytelling

Im Online-Journalismus gewinnt das “Digital Storytelling” immer mehr an Bedeutung. Dabei geht es darum, sich die neuen Medien und Formate zu Nutze zu machen, um eine Geschichte möglichst lebendig für eine digital affine Zielgruppe zu erzählen. So werden beim Digital Storytelling klassische Textsorten mit Elementen wie Infografiken, Bildern, Videos und Hyperlinks verwoben und angereichert, um die Leser:innen multimedial bei Laune zu halten.

Social Media Manager:in

Gerade junge Menschen konsumieren journalistische Inhalte nicht mehr in der Zeitung, über das Radio oder das Fernsehen, sondern in sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok.

Jede Redaktion hat eigene Social Media Manager, die genau wissen, wie sie Informationen für diese Zielgruppe erfolgreich aufbereiten. Für ein:e Social Media Manager:in gehören Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop oder InDesign sowie Audio- und Videosoftware zum alltäglichen Werkzeugkasten. Damit erstellen sie, zum Beispiel auf Instagram, erfolgreiche Slide-Stories, Shareables, oder Kurzvideos (Reels).

Social Media Manager haben außerdem ein besonderes Gespür dafür, was “klickt” - sie wissen, welche Schlüsselwörter oder Hashtags ein Text enthalten muss, um bei Suchmaschinen oder in sozialen Medien besser gefunden zu werden. Damit verhelfen sie der Redaktion zu mehr Aufmerksamkeit und Reichweite. Die “Suchmaschinenoptimierung”, auch SEO genannt, ist mittlerweile eine eigene Expertise, die neben Journalisten auch von Online Marketing Managern oder fachspezifischen Search Engine Optimization Managern angewandt wird.

Video-Journalist:in

Ein:e Redakteur:in im Fernsehjournalismus wurde früher in der Regel noch mit jemanden an der Kamera und an der Tonangel begleitet und das gefilmte von einem*einer Cutter:in nachbearbeitet.

Zum Zwecke der Wirtschaftlichkeit und da sich Schnittprogramme und Kameras immer einfacher bedienen lassen, übernehmen heute Videojournalisten all diese Jobs auf einmal. Als “VJ” kreierst du neben kurzen TV-Beiträgen auch ganze Dokumentationen oder Doku-Reihen im Alleingang. Das verlangt dir kreative Vielseitigkeit ab, ist aber gleichzeitig eine große Möglichkeit, Ideen komplett “in Eigenregie” umzusetzen.

zum Blogbeitrag auf tirolerjobs.at

Podcaster:in

Podcasts haben in den vergangenen fünf bis zehn Jahren einen großen Boom erfahren und sind auch aus ursprünglich reinen Print-Redaktionen nicht mehr wegzudenken. Besonders serielle Podcasts, also solche, die über mehrere Episoden hinweg eine Geschichte erzählen, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Ähnlich wie beim Videojournalismus musst du als Podcaster:in gleich mehrere Fähigkeiten auf einmal beherrschen: Neben deinem redaktionellen Know-How solltest du versiert vor dem Mikro sprechen und mit einem Schnittprogramm umgehen können. Viele Podcaster:innen machen im Vorfeld eine Sprachenausbildung.


Wie werde ich Journalist:in?

Den klassischen Einstieg, das gilt für den Journalismus damals wie heute, gibt es nicht. “Journalist:in” ist in Österreich kein geschützter Titel, das heißt jede*r darf sich mit der Bezeichnung schmücken.

Und auch wenn Universitäten und Fachhochschulen mittlerweile Studiengänge anbieten, die dich auf den journalistischen Berufsweg vorbereiten, gibt es kein Zeugnis, das einen Platz in der Medienbranche sichert. Dennoch gibt es mehr oder weniger herkömmliche Wege, um eine Karriere im Journalismus in die Wege zu leiten:

Praktika, Praktika, Praktika

Journalismus ist in seinen Grundzügen ein Handwerk. Hartes Training schlägt in dieser Branche tatsächlich angeborenes Talent. Der leichteste Weg in den Journalismus führt über die Praxis. Print- und Onlinemedien bieten regelmäßig Praktika mit einer Laufzeit von einem bis sechs Monaten an. Nutze diese Zeit, um ein journalistisches Netzwerk aufzubauen und erprobe, ob der Beruf überhaupt zu dir passt.

Aber Vorsicht: Journalistische Praktika werden häufig schlecht, manchmal sogar gar nicht bezahlt. Gerade mit einem Praktikum nach dem Studium müssen sich Anwärter:innen im Vorfeld ein finanzielles Polster zulegen, um die Ausbildungszeit unbeschwert zu absolvieren.

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Ausweg als Volontär*in

Wenn das nicht möglich ist, kannst du zumindest in Deutschland auch ein Volontariat anstreben. Das ist eine zweijährige Ausbildung innerhalb einer Redaktion, die mit € 1.500,- bis € 2.500,- brutto im Monat entlohnt wird. Volontäre werden allerdings häufig erst angenommen, wenn sie bereits einige Praktika absolviert haben.


Journalismus-Studium oder Journalismus-Schule

Im deutschsprachigen Raum gibt es eine Hand voll Studien- oder Schulgängen, die sich auf Journalismus spezialisiert haben. So bietet beispielsweise die FHWien einen Bachelor- und Masterstudiengang Journalismus & Medienmanagement an.

In Deutschland genießen die Henri-Nannen-Journalismusschule in Hamburg und die Deutsche Journalistenschule in München ein hohes Ansehen, weil sie neben theoretischem Wissen und hochkarätigen Dozenten auch Praktika in den Lernplan integrieren. Wer dort lernen will, muss sich allerdings auch hohen Kosten und einem harten Aufnahmeverfahren stellen.

Wem das zu viel ist, der kann auf herkömmliche Studiengänge zurückgreifen, die zumindest teilweise auf den Berufsweg vorbereiten. Neben dem Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft in Wien, Salzburg und Klagenfurt können das auch Studiengänge sein, die dem Journalismus nahe sind:

Dazu zählen zum Beispiel

  • Politikwissenschaften,
  • Kulturwissenschaften oder
  • Germanistik.

Quereinstieg nach einem Fachstudium

Im Journalismus werden häufig Fachleute aus diversen Sparten gesucht, die ihr spezifisches Wissen durch einen guten Schreib- oder Sprechstil an die Allgemeinheit vermitteln können.

Wenn du zum Beispiel Physik, Jus oder Medizin studiert hast und gleichzeitig gut schreiben kannst, wirst du am Arbeitsmarkt gefragt sein. Gerade Fachzeitschriften im wissenschaftlichen Bereich suchen heute händeringend nach Spezialisten für ihre Redaktionen.

Auch für Menschen ohne Studienabschluss gilt:

Hast du eine Fachexpertise und Talent am Wort, kann dir ein eine berufliche Neuorientierung auf jeden Fall gelingen, denn heute – auf Grund des Fachkräftemangels – stellen tüchtige Quereinsteiger:innen das begehrte Personal der Zukunft dar.


Was verdient ein:e Journalist:in?

Eins sei vorangestellt: Reich wirst du im Journalismus mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Viele Medien in der Branche kämpfen damit, sich nicht mehr finanzieren zu können, weil im Web 2.0 niemand mehr für Journalismus zahlen will. Das hat zur Folge, dass gerade junge Journalisten für wenig Geld viel leisten müssen, um sich zu beweisen - Ausbeutung ist gerade in der Medienbranche Gang und Gäbe.

Grundsätzlich solltest du wissen, dass es verschiedene Möglichkeiten und Anstellungsformen gibt, die unterschiedlich entlohnt werden:


Unterschiedliche Anstellungsarten und Vergütungen im Journalismus

Angestellte*r Redakteur:in

Wenn du bereits einen der rar gesäten Plätze in einer Redaktion als Redakteur:in ergattert hast, kannst du bereits stolz auf dich sein, da sie in Österreich nur sehr selten angeboten werden. Trotzdem bedeutet eine Festanstellung nicht, dass automatisch die Kasse klingelt. Für Redaktionsaspiranten bei Tages- und Wochenzeitungen im 1. Jahr gilt ein Kollektivvertrag von € 2.476,- brutto im Monat - viele Redaktionen halten sich aber nicht unbedingt daran.

Pauschalisten

Pauschalverträge erfreuen sich gerade beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk großer Beliebtheit. Journalisten werden, zum Beispiel im Rahmen eines Projektes, regelmäßig und über einen befristeten Zeitraum hinweg engagiert und erhalten dafür einen pauschalen Lohn. Ob und inwieweit Pauschalisten die gleichen Rechte und Benefits wie angestellte Mitarbeiter:innen genießen, kann dabei von Vertrag zu Vertrag variieren.

Freischaffende*r Autor:in / Redakteur:in

Viele Journalisten arbeiten selbständig und freiberuflich, indem sie ihre Dienste mehreren Redaktionen gleichzeitig anbieten. Der Vorteil an diesem Modell ist, dass sich Freiberufler:innen ihre Dienstzeiten und auch den Standort aussuchen können und so ein hohes Maß an Flexibilität genießen.

Als Freiberufler:in musst du deine Ideen eigenständig an die Redaktion bringen und dir deine Aufträge selbst organisieren. Hierzu brauchst du ein gutes journalistisches Netzwerk - Ideen von “Nonames” landen oftmals im Papierkorb. Die Bezahlung von Freischaffenden variiert von Medium zu Medium stark - wirklich angemessen ist sie allerdings in Österreich selten.

Oft wirst du pro 1000 Zeichen oder pro Textseite bezahlt. Das Gehalt von freischaffenden Journalisten kann zwischen € 7,- und € 60,- pro Stunde variieren. Außerdem müssen sich Freischaffende als Selbstständige auch selbst versichern - was oftmals eine zusätzliche finanzielle Belastung ist.

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