Die 4-Tage-Woche: Employee Benefit im Check

Zurzeit ist sie überall im Gespräch: Die Vier-Tage-Woche. Vor allem in Skandinavien setzt man vermehrt darauf, Arbeitszeit entweder zu komprimieren oder gar zu verkürzen. Auch in Österreich gibt es schon Betriebe, die sich an dem Modell probieren. Aber lohnt sich der Trend für Mitarbeiter:innen und Unternehmen? Wir haben den Check gemacht.

Die 4-Tage-Woche | Employee Benefit im Check

Vier-Tage-Woche: Was ist das überhaupt?

Grundlegend gibt es zwei populäre Formen der 4-Tage-Woche:

  • Die eine sieht eine tatsächliche Arbeitszeitverkürzung um einen Werktag bei gleichem Gehalt vor.
  • Bei der zweiten geht es allerdings um eine Komprimierung der Arbeitszeit: Das heißt, dass an vier Tagen genauso viel Stunden gearbeitet werden, wie sonst an fünf. In Österreich dürfen die Arbeitstage exklusive Überstunden dann maximal 10 Stunden dauern - eine 40-Stunden-Woche lässt sich somit auch in vier Tagen absolvieren.

Employee Benefits: Welche Vorteile erhoffen sich Arbeitnehmer:innen von der 4-Tage-Woche?

Die Welt wird immer produktiver. Früher hat das zu Lohnerhöhungen oder kürzeren Arbeitszeiten geführt. Doch seit einiger Zeit passiert das nicht mehr. 40 Stunden an fünf Tagen in der Woche am Arbeitsplatz zu sitzen, ist für viele Menschen Alltag. Männer arbeiten im Durchschnitt 41,5 Stunden die Woche, Väter mit Kindern ab 6 Jahren sogar 43,5.

Die Sehnsucht nach kürzeren Arbeitszeiten ist jedenfalls groß:

Eine Umfrage der Volkshilfe hat ergeben, dass 58% zumindest auf 35 Stunden in der Woche verkürzen wollen. Der Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer sagt ebenfalls: Wer mehr als 30 Stunden die Woche arbeitet, möchte seine Zeit im Job um durchschnittlich drei Stunden reduzieren. Gerade durch die Zeit im Homeoffice während der Pandemie hat die Rufe nach einer besseren Work Life Balance lauter werden lassen. Aber welche Vorteile versprechen sich Arbeitnehmer:innen von der Vier-Tage-Woche?

Benefit 1: Gesundheit

Arbeitgeber:innen sollten wissen: Lange Zeiten im Büro machen Mitarbeiter:innen krank. Bei einer Arbeitsdauer von über 35 Stunden pro Woche steigt das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen deutlich an. Im Jahr 2005 kam eine Langzeitstudie in den USA zu dem Schluss: Stress und Müdigkeit erhöhen das Risiko zu erkranken und zu verunfallen. Eine kürzere Woche könnte das Vermeiden und präventiv gegen gesundheitliche Beschwerden wirken. Das führt zu weniger Fehlzeiten im Krankenstand, was natürlich wiederum die Produktivität erhöht und Kosten tilgt.

Benefit 2: Work-Life-Balance

Durch den neu gewonnenen Tag können sich Mitarbeitende Zeit für sich und ihre Familie und Freund*innen nehmen. Mehr Freizeit sorgt für Entspannung und Ausgleich. Gerade für Eltern kann der zusätzliche Tag und Zeit mit den Kindern. Gleichzeitig steigt auch die Stimmung im Betrieb: Die Mitarbeiter:innen sind ausgeglichenerer, weil sie genügend Zeit haben, ihre Batterien wieder aufzuladen. Zuletzt kann die freie Zeit auch für Weiterbildung genutzt werden - wodurch wiederum der Arbeitgeber profitiert.

Benefit 3: Mehr Flexibilität

Egal ob Gleitzeit oder Homeoffice: Immer mehr Arbeitnehmer:innen wünschen sich mehr Flexibilität am Arbeitsplatz. Die Vier-Tage-Woche wird diesem Verlangen gerecht - so sieht ein Modell auch vor, dass Mitarbeiter:innen sich den Wochentag aussuchen, an dem sie freibekommen möchten. Durch die flexiblen Arbeitszeiten können sich die Mitarbeiter auch gut gegenseitig ersetzen und ergänzen.


Corporate Benefits: Welche Vorteile entstehen für Unternehmen?

Benefit 1: Höhere Produktivität

Eine Studie aus Island zeigt: Von der 4-Tage-Woche können auch Unternehmen profitieren. Auf dem Inselstaat starteten zwei Feldversuche, die den Effekt von Verringerungen der Arbeitszeit untersuchen sollten. Die Ergebnisse klingen zu gut, um wahr zu sein: Die Produktivität der teilnehmenden Mitarbeiter blieben gleich oder verbesserten sich sogar bei den meisten Versuchsarbeitsplätzen, heißt es in der Auswertung. Dass durch eine Vier-Tage-Woche die Leistung sinkt, kann also, wenn man den Tests Glauben schenken mag, nicht bestätigt werden.

Benefit 2: Mehr Effizienz

Bei den Tests in Island, versuchten die Unternehmen auch, Prozesse im Arbeitsalltag zu optimieren oder zu vereinfachen. Zeitfresser wie Meetings wurden teilweise oder ganz durch E-Mails ersetzt oder verkürzt. Ein Unternehmen lernt so, seine Kommunikationswege zu vereinfachen und dadurch an maximale Effizienz zu gelangen. Für Unternehmen und Arbeitnehmer ist das eine Win-win-Situation.

Benefit 3: Employer Branding

Arbeitgeber, die die Vier-Tage-Woche testen, gelten als Vorreiter auf dem Jobmarkt, weil sie "Outside the Box" denken und sich an neuen innovativen Modellen versuchen. Vor allem, wenn Arbeitnehmer mehrere Unternehmen infrage kommen, kann ein solcher Benefit ausschlaggebend sein. Flexible Arbeitszeiten sind für die Menschen einfach attraktiver.


Entstehen auch Nachteile durch die 4-Tage-Woche?

Es gibt natürlich auch kritische Stimmen zur Arbeitszeitverkürzung. Arbeitgeber:innen befürchten einen Einbruch der Produktivität. Vielmehr sei der psychische Druck zu hoch, um die viele Arbeit in nur so kurzer Zeit zu verrichten. Unternehmen müssten dem entgegenwirken, indem sie noch mehr Personal einstellen. Das müssen allerdings bezahlt werden, wodurch der Betrieb mit finanziellen Einbußen zu rechnen hat. Jedes Unternehmen muss sich daher genau überlegen, ob sich weniger Arbeit auch lohnt.

Ein weiterer Nachteil ist, dass Mitarbeiter:innen beim Umstieg länger arbeiten müssen. Das könnte wiederum die Leistung und die Motivation senken. Ebenso verringert sich der Urlaubsanspruch. In Österreich haben Angestellte fünf Wochen pro Jahr Urlaubsanspruch. Bei fünf Arbeitstagen pro Woche sind das 25 Tage, bei vier Arbeitstagen hingegen nur 20.


Ist die komprimierte Arbeitswoche eine effektive Maßnahme, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Wirtschaftsmenschen befürchten, dass die kürzeren Arbeitszeiten zu Fachkräftemangel führen, da dadurch automatisch mehr Personal benötigt würde. Aber das Gegenteil könnte der Fall sein: In der Gastronomie und Hotellerie zum Beispiel kann unattraktiv sein, weil es lange und unregelmäßige Arbeitszeiten gibt. In vielen Bereichen herrscht der Fachkräftemangel ja, weil die Arbeitsbedingungen schlecht sind und viele die Branche verlassen. Eine Arbeitszeitverkürzung könnte diese Jobs wieder attraktiver machen. Arbeitskräftemangel ließe sich also durch Arbeitszeitverkürzung bekämpfen.


Was muss ein Unternehmen beachten, wenn es die 4-Tage-Woche einführen will?

Die Einführung einer 4-Tage-Woche muss für ein Unternehmen wohlüberlegt sein.

  • Bleibt die 5-Tage-Woche als Alternativmodell?
  • Haben alle denselben freien Arbeitstag, oder kann er flexibel gewählt werden?
  • Bekommen die Angestellten das gleiche Gehalt wie zuvor?

Die Geschäftsführung muss diese Möglichkeit langfristig planen. Dazu gehört auch, Zeitfresser aufzuspüren und Prozesse zu optimieren. Erst dann zahlt sich die Umstellung auch wirklich als Mitarbeiter-Benefits aus.

Wichtig ist auch, dass die Personen von der Firma bei sonstigen Zusatzleistungen nicht anders behandelt werden als jene, die fünf Tage arbeiten. Das kann

  • kostenlose Mitarbeiterverpflegung,
  • Dienstwagen,
  • Handys oder
  • Bahnvorteilskarten sein.
  • Auch Weiterbildungen oder Workshops müssen als Zusatzleistung verfügbar sein.

Ansonsten wird das Angebot niemand nutzen wollen. Außerdem sollte im Arbeitsvertrag Stundenzahl, der freie Tag, der Lohn, etc. festgehalten werden.


Ist die 4-Tage-Woche in Österreich umsetzbar?

Ob man die 4-Tage-Woche umsetzt, hängt nicht an gesetzlichen Strukturen fest, sondern am Unternehmen selbst. In manchen Branchen ist sie schwer umsetzbar. Viele Betriebe steigen allerdings jetzt schon auf das Modell um, weil sie durch Remote Office und Homeoffice Prozesse erleichtern konnten. Ob das Modell für den jeweiligen Betrieb geeignet ist, muss also jeder Unternehmer akribisch planen und genau überlegen.


UNSER FAZIT ZUM THEMA 4-TAGE-WOCHE

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass wir auf mehr Flexibilität im Arbeitsalltag setzen müssen. Für viele Unternehmen kann die Vier-Tage-Woche ein nützliches Tool sein, um Fachkräfte zu akquirieren. Immerhin legen immer mehr Menschen in unserer produktiven Welt Wert auf ihren Ausgleich achten. Das könnte dazu führen, dass die vier-Tage-Woche irgendwann zum Standard wird. Als Unternehmer:in sollte man sich also dringend mit dem Thema auseinandersetzen - bevor es zu spät ist.

Weitere News

footer region background