Generation Z: Wie ticken die Talente von morgen?

Seit dem Eintritt der Digitalisierung befindet sich unsere Welt in einem Wandel, der an Ausmaß und Geschwindigkeit in der Geschichte der Menschheit unübertroffen ist. Die sogenannte Generation Z gelten als jene „Digital Natives”, die mit diesem Wandel aufwachsen. Junge Menschen der “Gen Z” gelten als genauso komplex und divers wie die Welt, die sie geschaffen hat. Moderne Arbeitgeber*innen müssen ihre Ansprüche im Blick zu haben, um nicht den Anschluss und somit den Schlüssel zu Top-Talenten zu verlieren. Wir haben uns in unserem neuen Blogbeitrag mit allen Facetten der Entscheidungsträger*innen der Zukunft befasst.

Generation Z: Wie ticken die Talente von morgen?

Arbeitswelt | Lesedauer: 6 min | veröffentlicht am 20. April 2023
Zielgruppe: Personalentscheider*innen, Recruiter

Was heißt eigentlich “Generation Z” und wer zählt dazu?

Der Begriff “Generation Z”, kurz auch “Gen Z”, folgt einem Medien- und Gesellschaftstrend, sämtliche Bevölkerungsgruppen nicht nur nach ihrem Alter, sondern auch nach deren damit einhergehenden Unterschieden hinsichtlich

  • Persönlichkeit,
  • Mindset und
  • sozialer Prägung

einzuordnen. Die “Zählung“ beginnt dabei mit den “Baby Boomern”, der Nachkriegsgeneration, die zwischen 1945 und 1964 geboren wurde und dafür bekannt ist, in eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs hineingeboren zu sein. Dem folgt die Generation X (geboren in den 60er- und 70er-Jahren), Generation Y (auch „Millennials“ genannt, geboren in den 1980er- bis 90er-Jahren) und schließlich die Generation Z, deren Geburtszeitraum sich je nach Quelle zwischen den späten 90er- und frühen 2000er-Jahren bewegt.

Jede dieser Generationen werden vor allem in der Soziologie mit Blick auf die Arbeitswelt

  • bestimmte Werte,
  • Ziele,
  • Eigenschaften und
  • Bedürfnisse

zugeschrieben, die sie von den folgenden oder vorherigen Generationen maßgeblich unterscheiden. Insgesamt lässt sich sagen, dass jede Generation durch die jeweiligen historischen Bedingungen und technologischen Entwicklungen ihrer Zeit geprägt wurde entsprechend dieser Prägung denkt und handelt. Bei Generation Z sticht vor allem heraus, dass sich diese noch jungen Menschen vor allem in einer Sache von ihren Vorgängern unterscheiden: sie sind im digitalen Zeitalter groß geworden, was ihre Lebens- und Gedankenwelt völlig anders gestaltet als die ihrer Vorgänger.


Beschrieben in drei Adjektiven: Wie ist „Gen Z“ gestrickt?

Kritisch

Die Elterngeneration der Gen Z, die Baby Boomer, zeichnen sich vor allem durch ihren eisernen Arbeitswillen und Disziplin aus, die der wirtschaftliche Enthusiasmus der Nachkriegszeit mit sich brachte. Oft galt für diese Altersgruppe ein vorgefertigter Lebensentwurf, der dem immergleichen Plan folgt: Schule - Ausbildung - Ehe - Hausbau - Kinder - Rente.

Generation Z ist im Begriff, diesen Lebensweg zunehmend in Frage zu stellen, die lautet: geht es nicht auch anders? Junge Menschen wollen sich nicht mehr 40 Stunden die Woche von ihren Vorgesetzten anschreien lassen, um dadurch ihre Familie zu versorgen. Gerade, weil immer weniger Menschen eine klassische Familie gründen und dies auch immer später tun. Steile Hierarchien, Befehlsketten, fixe Arbeitszeiten und sämtliche weitere Traditionen der Baby Boomer werden von Gen Z zunehmend kritisiert.

Für sie ist Arbeit nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern Selbstzweck, der sinnstiftend und nicht nur ein notwendiges Übel darstellen soll.

Divers

Die Digitalisierung und die damit einhergehende globale Vernetzung junger Menschen hat neue Lebensentwürfe zum Vorschein gebracht, die vielleicht schon immer da waren, aber vor dem digitalen Zeitalter im Verborgenen geblieben sind.

Die soziale Vernetzung der Generation Z zeichnet sich auch durch das zunächst virtuelle Zusammenkommen einer Vielfalt an Menschen aus, die bisher stets voneinander getrennt lebten. So wird die moderne Arbeitswelt zunehmen vom Zusammenarbeiten verschiedener Ethnien, Kulturen, Nationen und unterschiedlichen Identitäten.

Das macht „Gen Z“ auch weltoffener und toleranter - ein Mindset, das sie in der Regel auch von ihren Arbeitgeber*innen erwarten.

Informiert

Auch wenn es ältere Generationen nicht gern hören und oft mit dem Spruch “sammelt erst einmal so viel Lebenserfahrung wie wir!” kontern: Generation Z weiß über viele Dinge oftmals einfach besser Bescheid als seine Vorgänger. Das liegt daran, dass sie von Geburt an lernen, sich in der Flut an Informationen, die das Internet bietet, zu orientieren.

Gen Z weiß, wie sie sich das Internet zu Nutze macht und hat Informationen blitzschnell recherchiert, während ihre Eltern noch in Selbsthilfebüchern schmökern. Damit sind sie mit einem umfassenden Zugriff auf Wissen gesegnet, das aber auch schnell zum Fluch werden kann. immerhin ist jene Informationsflut nicht selten Grund für Überforderung, weil die digitale Welt für ein einzelnes Problem eine Vielzahl an Lösungen anbietet.

Was richtig und falsch oder wahr und gelogen ist, wird somit zunehmend schwieriger zu beantworten. Was den einen Wissen beschert, lässt viele andere unwissend und verwirrt zurück. Eine Gefahr, die sich oft in der Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen widerspiegelt. Viel fragen sich: was will ich eigentlich arbeiten? Die Frage nach dem richtigen Karriereweg wird für junge Menschen immer rätselhafter.

Generation Z - Kritisch, Divers, Informiert


In drei Substantiven: Welche Ansprüche hat Gen Z an Arbeitgeber*innen und wie werde ich diesen gerecht?

Flexibilität

Ein Begriff, vor dem es Generation Z fürchtet: 9 to 5! Nichts langweilt junge Menschen mehr als der geregelte und monotone Alltag ihrer Eltern, der Montag morgens beginnt und Freitag nachmittags endet.

Gen Z möchte diese Struktur aufbrechen und hinsichtlich Zeit und Ort mehr Freiheiten genießen. Wer dem nachkommen will, sollte flexible Arbeitsmodelle anbieten und sich vor allem mit Arbeitstrends auseinandersetzen, die unter dem Sammelbegriff “New Work” zusammengefasst werden können: dazu zählen zum Beispiel Modelle wie

Sinn

Digital Natives möchten wie bereits erwähnt nicht mehr nur für das Brot auf dem Tisch arbeiten. Der Beruf gilt für junge Menschen nicht nur mehr als sinnstiftend, wenn er ihren Talenten entspricht und Freude an der Arbeit bereitet. Diese Arbeit soll gleichzeitig auch Platz für andere sinnstiftende Elemente in ihren Leben freihalten.

Die Rede ist dabei von der oft diskutierten “Work Life Balance”, einer erfüllenden Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben. Neben den bereits genannten flexiblen Arbeitszeitmodellen wünschen sich junge Menschen dabei vor allem klare Grenzen zwischen Beruf und Alltag oder auch unterstützende Maßnahmen seitens der Arbeitgeber*innen wie Gesundheitsprogramme, psychosoziale Unterstützung oder Kinderbetreuungsangebote.

Fairness

Generation Z hat begriffen, dass in der Arbeitswelt vieles nicht mit rechten Dingen zugeht. Ihr kritischer Blick auf Ungerechtigkeiten wie

  • Dumping-Löhne,
  • Knebelverträge (Vorsicht bei All-In-Verträgen) und
  • Ausbeutung jeglicher Art ist derartig geschärft,

dass es für Arbeitgeber*innen immer schwerer wird, faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen hinter die eigene Profitgier zu stellen. Allein durch ihre gute Vernetzung und dem ständigen Austausch mit Peers können sich Firmen schneller einen schlechten Ruf einheimsen als je zuvor. Auch der in Österreich eklatante Fach- und Arbeitskräftemangel hat dazu geführt, dass sich die heutigen Talente zurecht in einer besseren Verhandlungsposition sehen und die Maschen ihrer Gegenüber öfter und schneller durchschauen.

Für moderne Arbeitgeber*innen zählt das Einhalten von Mitarbeiter*innenrechten mehr denn je, um attraktiv zu bleiben - sei es durch faire Bezahlung, der Gewährleistung eines Betriebsrates oder das Einhalten von Kollektivverträgen.

Fairness schreibt Generation Z auch auf politischer Ebene groß: junge Menschen engagieren sich zunehmend für die Chancengleichheit von Frauen, sozial benachteiligter Minderheiten und einer nachhaltigen Geschäftsstrategie, die dem drohenden globalen Klimawandel entgegenwirken soll. Werte, die sie auch von ihrem zukünftigen Arbeitgeber*innen erwarten, wenn deren Job-Anzeigen nicht unbeeindruckt weggeklickt werden sollen.


Generation Z - verlangt zu viel von Arbeitgebern?


Arbeitgeber*innen im Zwiespalt: verlangt Generation Z zu viel?

Arbeiten nach Lust und Laune und dafür auch noch einen fetten Gehaltsscheck kassieren: für Arbeitgeber*innen erscheint “Gen Z” oftmals wie ein verwöhntes Kind, das viel nimmt und wenig zurückgibt. Und tatsächlich stellen die wachsenden Ansprüche der jungen Nachkömmlinge Unternehmen vor große Herausforderungen:

Immerhin gilt es bei allen Benefits und modernen Arbeitszeitmodellen noch, ein wirtschaftliches Unternehmen zu führen, das schwarze Zahlen schreibt am Markt bestehen kann. Gerade traditionellen Unternehmen fällt es schwer, ihre bewährten Strukturen aufzugeben, um mit der Zeit zu gehen. Ist dieser Schritt nicht wohl überlegt, kann das Unternehmen in den Ruin treiben.

Außerdem gibt es Unternehmen, die es sich schlichtweg nicht leisten können, ihrer Belegschaft eine “angesagte” Arbeitswelt zu schaffen. Flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Optionen sind in manchen Branchen oder Berufen aufgrund von Produktionsabläufen oder den Bedürfnissen der Kund*innen einfach nicht umsetzbar. Gerade Branchen, an deren Strukturen kaum zu rütteln ist, leiden heute unter massiver Abwanderung und Fachkräftemangel. Dazu zählt zum Beispiel die

  • Gastronomie,
  • das Gesundheitswesen oder auch
  • kleine Handwerksbetriebe.

Als CEO einer solchen Firma gilt daher stets, Pro- und Contra abzuwägen und genau auszuloten, ob sich eine Zeitumstellung nach den Uhren der Generation Z wirklich lohnt.

Inwieweit ist der Strategiewechsel zu bewältigen?

Dabei sollten Sie als Unternehmer*in jedenfalls stets ehrlich zu sich selbst und zu der eigenen Belegschaft zu bleiben. Gerade große Unternehmen scheitern oft dabei, junge Menschen anzuziehen, weil sie sich nur oberflächlich an deren Ansprüche anpassen.

Als Beispiel dienen vor allem große Unternehmen, die mit Werbekampagnen Nachhaltigkeit oder soziales Bewusstsein suggerieren, aber diese Werte nicht firmenintern umsetzen. Spricht sich dieser Widerspruch herum, gerät das Unternehmen oft zunehmend in Verruf – eine Praktik, die zum Beispiel anhand der Begriffe “Greenwashing” oder “Wokewashing” kritisiert wird.

Wir fassen zusammen

Auch wenn es Unternehmer*innen zunehmend Kopfzerbrechen bereitet, werden die Bedürfnisse von Generation Z und ihren Nachfolgern nicht gestillt, indem Sie einen gratis Obstkorb anbieten und eine Tischtennisplatte im Büro aufstellen.

Junge Menschen haben die Mechanismen durchschaut, nach denen privatwirtschaftliche Unternehmen funktionieren. Einige dieser Mechanismen beruhen auf Traditionen, die lange Zeit vor allem deshalb funktionierten, weil sie die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen vernachlässigten. Ignorieren Sie diesen Fakt, wird sich das früher oder später rächen - immerhin bleiben Ihnen so die vordenkenden Köpfe junger Talente verwährt, die der Firma den notwendigen Schwung verleihen könnten, um die Konkurrenz auch über die nächsten Generationen hinweg in den Schatten zu stellen.

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