Nervosität bekämpfen: 10 Tipps für das Bewerbungsgespräch

Wir alle haben es schon einmal erlebt: Ein wichtiges Bewerbungsgespräch steht an und spätestens am Vorabend wird unser Atem schneller und die Knie fangen an zu schlottern. Diagnose: Nervosität. Viele Job-Aspirant:innen scheitern im Vorstellungsgespräch, weil sie ihre innere Unruhe nicht unter Kontrolle bekommen und nicht souverän auftreten. Wir haben 10 Tipps für dich gesammelt, wie du die Ursachen für Nervosität überwinden kannst und dir so deinen Traumjob holst.

Nervosität bekämpfen: 10 Tipps

Nervosität: Wie entsteht sie?

Angst oder Nervosität ist ein uralter Mechanismus, den der Körper unserer Ahnen bereits entwickelte, um Gefahrensituationen zu meistern. Er ist daher sehr menschlich. Der Körper schüttet massenhaft Adrenalin aus, das Herz beschleunigt und wir setzen Energiereserven frei: Die Konzentration steigert sich und wir sind zu Angriff oder Flucht bereit. Das rettete unseren Vorfahren oftmals das Leben.

Auch bei einem Bewerbungsgespräch ist eine gewisse Anspannung ganz natürlich:

Immerhin handelt es sich um eine wichtige Prüfungssituation, die unsere volle Konzentration erfordert. Innerhalb kürzester Zeit sollen wir uns von unserer besten Seite präsentieren. Nervosität wird allerdings zur Belastung, sobald sie ein gesundes Maß übersteigt. Fühlen wir uns erst einmal unwohl, kann sich der Effekt aufschaukeln. Dann begeben wir uns die die sogenannte Angstspirale und bekommen Angst vor der Angst. Wir beschäftigen uns dann nicht mehr mit dem Inhalt des Bewerbungsgesprächs, sondern nur noch mit der inneren Unruhe. Das kann schlussendlich zum Worst Case Szenario, dem Blackout oder gar Ohnmacht, führen.


Nervosität im Bewerbungsgespräch: Ursachen und Symptome

Im Vorstellungsgespräch nervös zu sein, ist wie gesagt nichts Ungewöhnliches. Die Ursachen für innere Unruhe vor einem Interview sind oft vielfältig. Wer sich der Gründe bewusst ist, erkennt oft, dass es sich dabei nur um irrationale Sorgen handelt.

Zu große Erwartungen

So können zum Beispiel zu große Erwartungen an sich selbst zu Nervosität führen. Wer schon mehrere Absagen bekommen hat, neigt dazu, zu viel Hoffnungen in das Gespräch zu legen. Du möchtest die Situation dann möglichst fehlerfrei meistern. Die Folge: du machst erst recht Fehler.

Druck aus dem sozialen Umfeld

Auch Druck von außen, zum Beispiel seitens der Familie oder des Partners, kann zu innerer Unruhe führen. Finanzielle Sorgen und eine lange Periode der Arbeitslosigkeit verstärken das Angstgefühl, weil sie eine "Jetzt oder nie"-Situation hervorrufen.

Gesundheitliche Ursachen

Zu wenig erholsamer Schlaf oder psychische Erkrankungen sind ebenfalls mögliche Ursachen für die Nervosität.

Ungewissheit

Zuletzt führt auch die Ungewissheit, was dich beim Bewerbungsgespräch erwartet, zu negativen Gedanken und schließlich zu übermäßiger Angst.

Es ist daher wichtig für dich, dich der Ursachen deiner Anspannung bewusst zu sein. Geübte Personaler:innen erkennen körperliche Symptome sofort, wenn du von innerer Unruhe geplagt wirst. Das können

  • fehlender Blickkontakt,
  • Schwitzen,
  • Händefuchteln,
  • ein schwacher Händedruck oder
  • eine schlaffe Körperhaltung sein.
  • Auch fehlendes Lächeln ist oft ein Symptom für innere Unruhe.

Damit du solchen Symptomen vorbeugst, haben wir einige Tipps für dich zusammengeschrieben, die dir in jeder Situation bei der Bewältigung deiner inneren Unruhe helfen.


10 Tipps zur erfolgreichen Bekämpfung deiner (unbegründeten) Nervosität

1) Gute Vorbereitung

Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch ist das A und O, um Nervosität zu bekämpfen. Überlege dir gut, welche Fragen dir Personaler:innen stellen werden.

  • Wie erklärst du deine Lücken im Lebenslauf?
  • Was ist deine Wechselmotivation?
  • Wo siehst du dich in fünf Jahren?
  • Was erwartest du dir von dieser Anstellung?
  • Was weißt du über unser Unternehmen?

Informiere dich auch unbedingt im Internet über das Unternehmen, bei dem du dich beworben hast. Welche Philosophie verfolgt es, welche Geschichte steckt hinter der Firma? Im Schriftverkehr erfährst du oft auch schon, mit wem du es im Gespräch zu tun haben wirst. Informiere dich auch über diese Person, das kann charmant wirken.

Ein weiterer Tipp für deine gestärkte mentale Erfolgshaltung: Du kannst punkten, indem du dir bereits Gegenfragen überlegst. Damit strahlst du Interesse und Neugier aus. Wenn dein Gegenüber ausführlich auf deine Fragen eingeht, kannst du dir auch einmal eine Verschnaufpause leisten.

2) Kaffee fördert die Nervosität

Für viele gehört der Kaffee am Morgen zum Arbeitsalltag und darf auch vor dem Bewerbungsgespräch nicht fehlen. Das Tückische: Der braune Muntermacher weckt auch deine innere Unruhe. Koffein regt den Sympathikus, einen Teil unseres vegetativen Nervensystems, an, Angst macht das ebenso. Dadurch wird der Sympathikus überreizt und wir werden noch unruhiger.

3) Körpersprache und Powerposen

Politiker:innen, Medienmenschen und einflussreiche Personen wissen: Eine selbstbewusste Körpersprache ist der Schlüssel zum Erfolg. Übe Körperspannung und Haltung zuhause vor dem Spiegel. Lass dich auch von Freund*innen beurteilen oder nimm dich selbst mit der Handykamera auf. So lernst du, Symptome wie unruhige Sitzhaltung oder Händefuchteln zu unterbinden.

Um dein Selbstvertrauen im Vorfeld zu stärken, kannst du sogenannte Powerposen einnehmen. Stell dich schulterbreit vor den Spiegel und stemme die Arme in die Hüfte. Strecke dabei die Brust hinaus und hebe das Kinn. Powerposen wie diese verleihen dir selbstsicheres Mindset, das dich vor unangenehmen Situationen mental auf Vordermann bringen kann.

4) Kleidung

Kleider machen Leute, das gilt auch für das Bewerbungsgespräch. Trage keine Freizeitkleidung und versuche herauszufinden, welcher Look für deine vermeintlich zukünftige Position angemessen ist.

Wichtig: Trage keine Kleidung, in der du dich nicht wohl fühlst. Wenn dir dein Anzug nicht mehr passt, weil du im Urlaub etwas zugelegt hast, solltest du noch einmal das Kaufhaus oder ein:e Schneider:in aufsuchen. Professionelles Auftreten in einem passenden Outfit kann deine Nervosität lindern und deine Selbstsicherheit stärken.

5) Ehrlichkeit

Versuche nicht, deine Nervosität beim Job-Interview um jeden Preis zu kaschieren. Je mehr du dich gegen sie sträubst, desto eher gerätst du in eine Angstspirale, die schlussendlich zum Blackout führen kann. Wenn du deinem zukünftigen Arbeitgeber offenbarst, dass du etwas nervös bist, wird das die Stimmung lockern, außerdem wirkt es authentisch. Denk daran: Auch dein Gegenüber ist nur ein Mensch. Er oder Sie wird verstehen, wenn du ein bisschen Lampenfieber hast. Immerhin ist auch ein:e Vorgesetzte*r irgendwann mal auf deinem Stuhl gesessen. Nervosität zeigt einem Personaler:in nur, dass dir die Stelle und das Gespräch etwas bedeuten. Ein zu cooles Auftreten wirkt hingegen nur arrogant.

6) Pünktlichkeit

Bei einem Vorstellungsgespräch zu spät zu kommen, ist nicht nur peinlich, sondern steigert auch deine innere Unruhe. Stehst du erst einmal schweißgebadet vor dem oder der Personaler:in, ist es um den guten ersten Eindruck geschehen. Plane dir deshalb viel Vorlaufzeit vor dem Termin ein, um alle Ursachen für eine Verspätung aus dem Weg zu schaffen. Langschläfer:innen sollten sich auch einen zweiten oder dritten Wecker stellen, um eine Verspätung zu vermeiden.

7) Atemübungen

Innere Unruhe verändert deine Atmung: Sie wird schneller und flacher. Dadurch neigst du zur Hyperventilation (Sauerstoffüberfluss), was deine Nervosität nur mehr verstärkt. Dabei helfen Atemübungen: Oft reichen schon wenige Minuten aus, damit du dich wieder auf das Wesentliche konzentrieren kannst. Wir haben drei bewusste Atemübungen herausgesucht, um innerer Unruhe vorzubeugen.

  • Kontrollierte Atmung: Diese Übung eignet sich besonders für Einsteiger:innen. Atme doppelt so lange aus, wie du einatmest und wiederhole das immer wieder. Die kontrollierte Atmung lässt dich mehr durch den Bauch als durch die Brust atmen, senkt deine Herzfrequenz und beruhigt dich.
  • Boxatmung: Atme zu Beginn vollständig aus. Über die Nase atmest du schließlich vier Sekunden ein, füllst deine Lungen, hältst den Atem vier Sekunden und atmest vier Sekunden wieder aus. Anschließend hältst du den Atem wieder für vier Sekunden und startest erneut. Nach nur wenigen Minuten wirst du bereits Nervosität abbauen und dich wieder konzentrierter fühlen.
  • 4-7-8 Übung: Atme zu Beginn vollständig aus. Dann atmest du vier Sekunden ein, hältst den Atem für sieben Sekunden und atmest acht Sekunden wieder aus. Dann startet die Übung erneut. Das ist eine sehr wirksame Atemübung für den Abbau von Nervosität.

8) Pflanzliche Hilfsmittel

Natürlich solltest du keine starken Schlaf- oder Beruhigungsmittel vor dem Bewerbungsgespräch einnehmen. Sogenannte Anxiolytika wie Benzodiazepine machen abhängig, verursachen einen Kater und schaden dem Körper auf Dauer mehr, als sie nutzen. Es ist zu riskant, sie bei akuter Nervosität einzusetzen.

Stattdessen bietet es sich an, auf bekömmliche und leichte pflanzliche Mittel zurückzugreifen.

  • Passionsblume oder
  • Melisse wirken angstlösend bei innerer Unruhe und Erregungszuständen.
  • Auch Baldrian beruhigt und kann dir durch seine schlafanstoßende Wirkung dabei helfen, eine schlaflose Nacht vor dem Vorstellungsgespräch zu verhindern.

Achte grundsätzlich auf eine ausgewogene Ernährung. Eine vitaminreiche Nahrungszufuhr oder gar einen Ernährungsumstellung kann dabei helfen, innere Unruhe dauerhaft präventiv zu bekämpfen.

9) Bewegung

Innere Unruhe spannt deinen Körper an. Es bietet sich daher an, mit ein bisschen Sport dafür zu sorgen, dass sich deine Muskeln wieder entspannen. Aber Vorsicht: Wenn du dich an den Tagen vor dem Gespräch zu sehr verausgabst, wird dich das ermüden und deine Konzentration schwächen.

Greife daher lieber zu wenig leistungsintensiven Aktivitäten, um dich fit für das Gespräch zumachen. Das können

  • Pilates oder
  • Yoga, sowie
  • einfache Dehnübungen sein.

Unmittelbar vor dem Gespräch empfiehlt es sich, einen kleinen Spaziergang einzulegen oder ein paar Treppen hochzulaufen. Achte allerdings darauf, dass du dabei nicht zu sehr ins Schwitzen gerätst.

10) Die Ankermethode

Die Ankermethode ist eine beliebte Strategie, um Anspannung bei Stress zu lösen. Presse Daumen und Zeigefinger zusammen und denke dabei an eine positive Erinnerung, die dich glücklich macht. Durch die Kopplung von Reiz und Reaktion geht die positive Erfahrung auf den Druck deiner Finger über. Je öfter du die Übung wiederholst, desto eher wird allein das Zusammendrücken der Finger bereits ein positives Gefühl auslösen, mit dem du dich aus der Angstspirale befreien kannst.

Neben Berührungspunkten kannst du auch bildliche, auditive oder gar geschmackliche Anker setzen. Nimm dir zum Beispiel ein schönes Foto, einen Lieblingssong oder ein Bonbon mit zum Gespräch. Manche verankern ihre positiven Emotionen auch mit einem Gegenstand wie einem Talisman.


UNSER FAZIT FÜR DICH

Wenn du die Tipps für dein Vorstellungsgespräch befolgst, kann in der akuten Stresssituation kaum etwas schief gehen. Denk daran: Es gibt kein hundertprozentiges Heilmittel gegen Aufregung! Kein:e Personaler:in wird dir den Kopf abreißen, wenn du Anzeichen von Nervosität zeigst. Behalte immer im Hinterkopf: So wie dir ging den meisten anderen Menschen auch schon einmal. Versuch daher immer, in Gedanken positiv zu bleiben! Immerhin ist ein Bewerbungsgespräch auch schnell wieder vorbei.

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