Wir räumen auf: Die 9 überflüssigsten Bewerbungsmythen
„Darf ich denn das?“ - „Muss ich das so formulieren?“ - „Soll ich das dazugeben?“ So und ähnlich lauten Fragen von Bewerber_innen, wenn ich mit ihnen ihre Bewerbungsunterlagen durchgehe. Fest steht: Es gibt, was Bewerbungsunterlagen betrifft, ein paar Richtlinien, an die man sich halten kann. Allerdings gilt auch: Es ist nichts in Stein gemeißelt!

Die 9 überflüssigsten Bewerbungsmythen
Wer heute perfekte Bewerbungsunterlagen abgeben möchte, ist am besten beraten, seine Unterlagen für jede Bewerbung individuell zu überarbeiten. Da gibt es so viele Faktoren, die sich situationsbezogen ändern können: unterschiedliche Vorgaben der Unternehmen hinsichtlich Länge und Umfang; Schwerpunkte, die je nach Job mehr oder weniger ausformuliert oder betont gehören; eine besondere Fähigkeit, wie etwa Kreativität, die man gleich anhand der Gestaltung der eigenen Unterlagen unter Beweis stellen kann; Publikationen, die man veröffentlicht hat und die nirgendwo so richtig Platz finden wollen. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Diese neun Mythen halten sich am hartnäckigsten und sollten ab heute aus dem Weg geräumt sein:
- „Der Lebenslauf darf nur eine Seite lang sein.“
Manche Unternehmen schreiben das tatsächlich in ihr Jobportal. Warum bloß - gibt es dafür eine Vorschrift? Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, darf ich an dieser Stelle einmal nachfragen: Ihr wollt qualifizierte Mitarbeiter_innen - wie sollen denn sämtliche Daten, Ausbildungen, Fähigkeiten und Kenntnisse auf einer Seite Platz finden? Das geht doch auch auf Kosten der Übersichtlichkeit! Ich finde: Solange der Lebenslauf optimal strukturiert ist, darf er auch über zwei Seiten hinausgehen. Wer viel kann, darf sich auch entsprechend präsentieren!
- „Das Anschreiben darf nur eine Seite lang sein.“
Es ist nicht immer einfach, das Wesentliche auf den Punkt zu bringen. Sicher ist: Schachtelsätze musst du in jedem Fall vermeiden. Wenn du aber beispielsweise etwas Passendes über dich und deine Qualifikationen zu erzählen hast, dann kannst du ohne weiteres eine zweite Seite beginnen. Ich würde auch beim Anschreiben nicht auf Kosten der Übersichtlichkeit versuchen, alles auf eine Seite zu bringen. Im Gegenteil: Ein etwas breiterer rechter Rand, ein größerer Zeilenabstand und der Verzicht auf Blocksatz erleichtern den Lesefluss.
- „Heutzutage braucht man kein Bewerbungsfoto mehr.“
Das ist richtig: Laut dem Gleichbehandlungsgesetz darf in Österreich niemand in einem Bewerbungsprozess benachteiligt werden, daher dürfen Personaler auch kein Foto mehr verlangen. In Großbritannien und in USA sind anonyme Bewerbungen die Norm. Bei uns reagieren Personalsuchende allerdings immer noch mit Erstaunen - und manchmal auch mit Ablehnung -, wenn sie Bewerbungen ohne Foto erhalten. Ein sympathisches Foto kann durchaus ein Türöffner sein!
- „Ein selbstbewusstes Auftreten erhöht meine Chancen.“
Autsch! Das kann ins Auge gehen. „Ich bin mir sicher, dass ich der/die Richtige für diesen Job bin!“ Oje - im Anschreiben ist etwas mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Es ist wichtig und richtig, dass du deine Qualifikationen betonst, musst aber aufpassen, nicht zu übertreiben. In jedem Fall musst du begründen, warum du glaubst, dass du für die ausgeschriebene Stelle besonders geeignet bist.
- „Hobbys haben im Lebenslauf nichts verloren.“
Es ist nicht falsch, wenn du keine Angaben über Hobbys machst. Allerdings können sie für potentielle Chefs durchaus von Interesse sein - und zwar dann, wenn sie mit der ausgeschriebenen Stelle im Zusammenhang stehen. Ein Beispiel: Ein Betrieb vertreibt biologische und nachhaltig produzierte Lebensmittel. Hier ist es durchaus sinnvoll, wenn ein Bewerber in den Hobbys angibt, das er sich für gesunde Ernährung interessiert und gerne kocht.
- „Wenn ich nicht alle Anforderungen erfülle, komme ich für die Stelle nicht in Frage.“
Das ist falsch! Niemand kann alles können. Wenn du eine erforderliche Qualifikation nicht mitbringst, versuchst du am besten, dieses Defizit mit Argumenten, die für dich und deine Person sprechen, auszugleichen. Oder du signalisierst, dass du gerne bereit bist, dir das fehlende Wissen im „Training on the Job“ oder in einem Kurs anzueignen.
- „Initiativbewerbungen sind sinnlos.“
Bitte lass nichts unversucht, wenn du auf Stellensuche bist! Wenn man sich vor Augen führt, dass ein Großteil der Stellen durch Beziehungen vergeben werden, ist es nie verkehrt, Initiativbeschreibungen zu verschicken. Vergiss auch nicht, dass du in jeder Bewerbungssituation etwas dazulernen kannst.
- „Wenn ich möglichst viele Unterlagen einreiche, unterstreiche ich damit meine Kompetenz.“
Vorsicht, nein! Hier lautet die Devise: Weniger ist oft mehr. Insbesondere bei Initiativbewerbungen ist es besser, weniger Unterlagen einzureichen. Die gestressten Personalchefs werden es dir danken! Wenn du nicht sicher bist, welche Unterlagen du einreichen sollst, kannst du immer noch den Satz anführen: „Weitere Unterlagen reiche ich auf Anfrage gerne nach.“
- „Meine Aktivitäten in sozialen Netzwerken sind meine Privatsache.“
Natürlich hat jeder ein Privatleben, und das ist auch gut so! Und auch wenn du die Privatsphäre-Einstellungen so hältst, dass nur Freunde sehen können was du postest, solltest du zumindest während deiner Bewerbungsphase auf ein seriöses Profilbild achten und auf politische Statements verzichten.
Hast du noch eine Frage in Bezug auf deinen Bewerbungsprozess, die sich vielleicht bei näherer Betrachtung als Mythos entpuppt? Bitte schreib einfach an office@tirolerjobs.at. Wir freuen uns auf deine Fragen und helfen dir gerne!
Susanne Huber-Schwarz, bewerbungsfee.at
Susanne korrigiert und optimiert unter anderem Bewerbungsunterlagen oder erstellt sie auf Wunsch ganz neu. Für nähere Informationen steht sie dir telefonisch unter +43 660 5025820 oder susanne@bewerbungsfee.at zur Verfügung. Susanne freut sich auf deine Anfrage!